Klaus erzählte mir seinen wichtigsten Moment. Der kam relativ spät. Dafür, dass der Moment überhaupt kam, ist Klaus ein dankbarer Nachbar geworden:
Nachdem er alleine lebte, ging Klaus bei einem Spaziergang einen anderen Weg. Im Schatten einer Lichtung rastete er auf einer gemütlichen Bank. Untypischer Weise schlief er ein. Da war wieder der Traum: wie er von seinem Vater getrennt wurde, seine Kindheit, die da hieß, sich um seine jüngere Schwester zu kümmern, das frühe Geldverdienen, um der Mutter zu helfen. Die harte Lehrzeit, die Sparsamkeit und Entbehrungen während seiner Ehe. Der frühe Tod seiner Frau und seine Anstrengungen über alles hinwegzukommen. Die Krankheiten und dann die Rente. Seine kleine Wohnung ist sein Reich geworden.
Durch Kindergeschrei, das er überhaupt nicht mochte, wurde er aufgeweckt. Er konnte sich aber nicht fortbewegen und so sah er kleine Kinder unweit ihrer Mütter/Väter vor sich spielen. Als einer der Kleinen seinem Ball nachlief, der vor die Füße von Klaus rollte, sah der dem Jungen in die Augen. Wo er früher schimpfte und seine Ruhe haben wollte, sah er auf einmal. Er hob den Ball auf und gab ihn dem Jungen. Der Blick. Klaus blieb. Er schaute den Kindern zu. Das Toben wurde zu Musik und das Treiben zu Leben. Die Eltern nahmen ihre Kinder bei der Hand und gingen wieder nach Hause.
Dieser Nachmittag änderte alles. Klaus weinte mit dem Bild vor den Augen: der Kleine Junge fasste nach der Hand seiner Mutter. Hatte keinerlei Angst sondern Vertrauen und Freude. Und er? Er verlor sehr früh alles.
Aber Stück für Stück war das der Anfang seines neuen Lebens.
Heute wird er zu Kindergeburtstagen eingeladen. Er ist bekannt für seine Holz-Eisenbahn-Waggons, die er den Kindern schnitzt. Und die Kinderaugen leuchten, wenn sie ihm auf der Straße begegnen…